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Die erste Hochzeit

Meine erste Hochzeit hat einen ganz besonderen Stellenwert, denn sie war der Einstieg in diesen wundervollen Beruf. Ich war die Trauzeugin der Braut. Nachdem mein Brautpaar bereits ein Jahr zuvor standesamtlich geheiratet hat, stand fest, zum ersten Hochzeitstag wird sich frei getraut. Ein Jahr ist lang, da kann man sich auch erst einmal Zeit lassen, dachten meine zwei Frischvermählten. Immerhin waren sie gerade zum zweiten Mal Eltern geworden. Das wollte zunächst genossen werden.

Doch dann kam der Tag, da musste man auch mal über Hochzeitsvorbereitungen nachdenken und auch ganz langsam handeln. Also haben wir, meine Freundin und gleichzeitig Braut und ich, uns zum Locationcheck verabredet. Und da nahm das „Schicksal“ seinen Lauf. Aus meiner Natur heraus bin ich ein neugieriger oder wissbegieriger Mensch. Die Organisatorin der Location war durch und durch geduldig, wir Mädels haben es aber auch wirklich sehr genau genommen. Und dann war sie da, meine Neugier. Während wir über Kontakte sprachen, wie zum Beispiel dem Floristen, DJ und einer Empfehlung eines Freien Redners ist mir die Frage, ob eigentlich jeder solch Zeremonie machen kann, rausgerutscht. Erst haben wir uns alle nicht viel dabei gedacht, doch das Ausgesprochene, nämlich ein ganz saloppes „JA, klar, warum nicht.“ seitens der Organisatorin hat sich in einer rasanten Geschwindigkeit in unseren Köpfen eingenistet. Meine Freundin war ganz begeistert davon und ich auch. Trotzdem habe ich ihr ans Herz gelegt, gemeinsam mit dem Göttergatten einfach noch ein paar Nächte drüber zu schlafen, um wirklich 100%ig sicher zu sein, das ich diesen doch wirklich wichtigen Tag zum unvergessenen Moment gestalte. Und ja, sie waren sich sicher. Wow, schon alleine das war für mich sehr emotional.

Ab jetzt durfte es los gehen. In meinen Gedanken sprudelte es vor Ideen, doch erst einmal galt es, der Zeremonie den Rahmen zu geben, um dann Schritt für Schritt alles auszuschmücken. Falls ich es nicht erwähnt habe, manchmal neige ich auch zu einer kleinen Vorwitzigkeit und Spontanität. Diese prägte sich insofern aus, dass ich mir den Trauzeugen des Bräutigams mit ins Boot holte. Seine ersten Worte waren: „Annett, warum hast du mir das angetan?“ Seine Worte nach der Zeremonie: „Gut, dass du mir das angetan hast, es war wundervoll.“ Ich werde nie vergessen, wie er mit seiner Ansprache an den Bräutigam diesen zu Tränen rührte, um dann mit seinem lustigen, trockenen Humor ihn direkt mit dem ersten Tränchen wieder zum Lachen brachte. Ein Wechselbad der Gefühle und unumstritten ein toller Moment. Doch genauso emotional bleiben mir die Worte meines ersten Brautpaares im Gedächtnis. Zu hören sowie auch zu sehen, wie sich zwei Menschen ihre Liebe gestehen und sie durch ihre persönlichen Reden gefestigt haben, gehört für mich ganz weit nach oben zu den schönsten Momenten, denen man beiwohnen kann.

Kurzum, glücklich das letzte Wort an mein Brautpaar ausgesprochen, glücklich, weil auch die Gäste glücklich waren, habe ich den Rest des Tages einfach nur noch genossen. Meine Euphorie über diesen tollen Tag hielt noch lange an und plötzlich war er geboren, der Moment, an dem ich beschlossen haben, das möchte ich ab sofort immer machen.

Bewegende Worte schreiben, bewegende Momente schaffen, bewegende Augenblicke festhalten.

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